Claudius Aelianus (170/80-230/40) ist wegen seiner Beredsamkeit „Honigstimme" genannt worden, ein rühmender Beiname, der ihn als Römer um so mehr schmückt, als er sich nicht schlicht auf den Gebrauch der Muttersprache, sondern auf die Beherrschung des Griechischen bezieht. Dabei sind die unter dem Titel Bunte Geschichten verfaßten anekdotischen Mitteilun- gen über illustre Gestalten einer altehrwürdigen Vergangenheit gar nicht immer so schmeichel- haft und süß. Wo sonst Ruhmestaten glänzen, blitzen, wenn etwas am Lack gekratzt wird, ganz menschliche Züge auf. So heißt es zum Beispiel von Alexander dem Großen, er habe einst beim Betrachten seines vom Maler Apelles geschaffe- nen Bildnisses nur wenige Worte des Lobes ge- funden. Ganz anders sein Pferd. Das hatte an- geblich dem dargestellten Ebenbild zugewie- hert, als habe es dieses als echt erkannt. Worauf Apelles gemeint haben soll: „Mir scheint, mein König, das Pferd versteht von Malerei weit mehr als du." Älian gelingt es, das Bild der Antike durch einige Tupfer farbiger zu machen. Die tausenderlei Einzelheiten, die er zu berichten weiß, werden nicht nach einem gelehrten Schema, sondern abwechslungsreich bunt und auf unterhaltsame Weise dargeboten.