Die Bhagavadgita hat von allen Werken der indischen Literatur wohl nach Tiefe und Zeitdauer den größten Einfluß ausgeübt. In diesem 18 Gesänge umfassenden Text aus dem 6. Buch des großen Epos Mahabharata wendet sich der Erhabene (bhagavat), nämlich Krsna, eine Inkarnation des Gottes Visnu, als Wagenlenker in einem Sang (gita) an den Helden Arjuna, um dessen Bedenken, in einen Krieg gegen Verwandte, Freunde und Lehrer einzutreten, zu zerstreuen. Kernstück der Belehrung bildet die Forderung nach aktivem Handeln: „Handeln ist besser als Untätigkeit“ (III,8). „Denn nichts ist es für ein Körperwesen möglich, restlos auf jede Tat zu verzichten“ (XVIII,11).
In dem Werk, das vermutlich im 4.-3. Jahrhundert v.u.Z. entstanden ist, findet sich eine Vielzahl philosophischer, insbesondere ethischer, aber auch religiöser Vorstellungen, wie sie für das alte Indien kennzeichnend waren und zum Teil noch heute fortleben. Der Herausgeber Klaus Mylius, Professor für Sanskritistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig, erschließt sie in einer dem Stil angepaßten, doch philologisch getreuen Neuübersetzung.