FRIEDRICH WILHELM JOSEPH SCHELLING (1775-1854), ein früh gereifter, außerordentlich produktiver und ständig sich wandelnder Philo- soph, hat kein festes philosophisches System, das er, nachdem es einmal gefunden war, immer weiter ausgearbeitet hätte. Vielmehr entwarf er in fast jedem seiner Werke auch ein neues System, und es gibt keines, das man als die Schelling- sche Philosophie bezeichnen könnte. Er ging von Kant aus, Fichte betrachtete ihn als seinen Schü- ler, die Romantiker sahen in ihm einen der Ihren, er knüpfte an Spinoza an, fühlte sich einig mit Goethe und bereitete Hegel vor. So ist er vor allem der große Anreger, der klassische Mittler zwischen Kant und Fichte einerseits und Hegel andererseits, und das besonders durch sein,,Sy- stem des transzendentalen Idealismus". Die Kluft zwischen Subjekt und Objekt wird hier im Abso- luten überwunden, es geht nicht mehr vor allem um Erkenntnis, sondern um Schönheit; die künst- lerische Tätigkeit ist es, durch die der Mensch sich befreit, sein Eingezwängtsein in die Objektwelt überwindet, denn als Künstler schafft er wie die Natur, er gestaltet bewußt, was die Natur un- bewußt herausbildet, nach Gesetzen der Natur, aber nicht nach ihrem Diktat.