Den meisten von uns ist Tove Jansson hauptsächlich als Autorin und natürlich Zeichnerin der Mumin-Geschichten bekannt. Schon zu ihrem 100. Geburtstag gab es zahlreiche Ausstellungen und Veröffentlichungen, die deutlich machten: Tove Jansson hat so viel mehr geschaffen! Der Verlag Urachhaus macht sich nun darum verdient, auch die Werke Janssons, die sich explizit an Erwachsene richten, zu veröffentlichen. Stellvertretend dafür soll hier der Band Das Puppenhaus vorgestellt werden.
In zwölf Erzählungen lernen wir hier die unterschiedlichsten Charaktere kennen. Alle mit ihrem ganz eigenen Spleen, ihrer eigenen Traurigkeit, aber auch dem Talent, das Gute zu sehen und sich daran zu erfreuen. Heldinnen und Helden des Alltags, der ganz normalen seelischen Zerrissenheit, die vielleicht ein klein wenig mehr vom üblichen Wege abweichen. Da ist zum Beispiel die Geschichte, die dem Band ihren Namen gibt: Alexander, ein ehemaliger Polsterer, muss sich nach Rückzug ins Privatleben eine neue Beschäftigung suchen. Er beginnt, ein Puppenhaus zu bauen. Sein Mitbewohner ist zunächst erfreut, je detailverliebter, ja, besessener Alexander wird, desto beängstigender wird die Situation jedoch. Eifersucht und Unaufmerksamkeit – zwei Gefährdungen für Beziehungen aller Art werden hier mikroskopisch vorgeführt, dabei mit einer Lockerheit vorgetragen, dass das Lesen reiner Genuss bleibt. Die Geschichte steht beispielhaft für die anderen Erzählungen des Bandes – Beziehungen aller Art stehen hier in herrlicher Selbstverständlichkeit nebeneinander, Lebensmodelle werden ausprobiert und wieder verworfen, und alle eint die Suche nach dem ganz eigenen Glück oder wenigstens ein bisschen Zufriedenheit.